Teki – Ein Jahr mit unserem Chaostier

Vor genau einem Jahr ging es früh zur Arbeit, um auch ja pünktlich Feierabend zu machen. Mein Verlobter und ich haben beide einen kurzen Tag gemacht, damit wir Freitagmittag schnellstmöglich von Potsdam in Richtung Köln fahren konnten. Voller Aufregung wurde in unser eigentlich viel zu kleines Auto eine zweite Hundebox provisorisch eingebaut. Warum? Wir fuhren los in der Hoffnung einen zweiten Hund bei uns aufzunehmen!

Warum ein Zweithund, wenn der Einzelprinz allein bleiben will?

Der Trend geht zur Mehrhundehaltung. Wie wahr dieser Satz doch ist. Schon recht früh war uns klar, dass eines Tages ein zweiter Hund bei uns einziehen würde. Nicht etwa, weil Raki unbedingt einen Zweithund brauchte. Nein, er könnte definitiv auf Teki verzichten und wünscht ihn sich auch nach einem Jahr noch häufig wieder weg. Aber wir wollten einen zweiten Hund. Raki wird im Rettungshundesport von mir geführt und so wuchs in meinem Verlobten der Wunsch nach einem „eigenen“ Hund. Bitte versteht das nicht falsch. Es sind beides unsere Hunde und wir lieben beide, aber wer Hundesportler ist, der versteht was ich meine, denn dort hat ein Hund eben nur einen Hundeführer. Da ich damals viel mehr Zeit hatte, war es klar, dass Raki und ich zusammen arbeiten würden und später eben gemeinsam als Team in den Sport rutschten. Mein Liebster war immer dabei und bei der Ausbildung von Raki und den anderen beteiligt ohne jedoch selbst einen Hund zu führen. Geplant war also, dass Mitte bis Ende 2019 ein zweiter Hund einziehen sollte. (Aufgepasst: Teki ist schon ein Jahr alt. 😀 )

Ein Toller? Ein Malinois oder doch ein Border Collie?

Wir sind grundsätzlich alle beide von vielen Rassen sehr angetan und haben bei etlichen überlegt, ob sie passen könnten. Wir standen mit verschiedenen Züchtern in Kontakt und haben uns informiert, aber irgendwie schlug unser beider Herz schon lange für eine andere Rasse. Aber bis wir das erkannten, verging auch wieder einige Zeit. Wir informierten uns insbesondere sehr über Nova Scotia Duck Rolling Retriever, Malinois und Border Collies. Wir wollten einen agilen, arbeitsfreudigen Hund, der aber auch ordentlich Feuer unterm Hintern hat. Aber so wirklich ist der Funke nicht übergesprungen. Bis wir uns intensiver mit Rakis Vorfahren beschäftigten. Ein Australian Shepherd sollte es werden. Kein Mini Aussie, wie Raki es ist, sondern ein „richtiger“ und bitte schon aus der Arbeitslinie. Wenn man mit seinem Hund arbeiten möchte, hat man bestimmte Wünsche und Ansprüche an den Hund und schaut nochmal mit ganz anderen Augen auf die Hunde- und auch – oder eher vor allem – die Züchterwahl. Je mehr wir uns mit den Aussies aus Arbeitslinien beschäftigten, desto mehr tolle Züchter fielen uns auf. Viele stehen auch jetzt noch auf meiner Liste für später, wenn es irgendwann mal (Hmm… Schatz überspring das bitte… 😀 ) an den Dritthund geht. Ich glaube es ist nun klar: Ein Aussie kommt selten allein.

Die Hundeanschaffung sollte gut durchdacht sein. Pfff…* Teki kam spontan.

So gut wir nun aber schon einen Überblick hatten, so wenig war der Einzug des zweiten Hundes für 2018 geplant. Alles sollte ideal auf den Hund vorbereitet sein. Ein größeres Auto stand auf der Liste. Außerdem wollte ich nicht mit zwei Hunden in der Innenstadt wohnen. Es kam wie es kommen sollte: Komplett anders. Wir hatten noch immer den kleinen Skoda Fabia in dessen Kofferraum Raki schon kaum Platz hatte und wir wohnen bis jetzt noch in unserer Stadtwohnung. Aber hey, wir haben mittlerweile ein Schlachtschiff als Auto. Das Auto, welches ich schon immer absolut hässlich fand, sich aber als optimales Hundeauto entpuppte: Der VW Caddy Maxi. Bitte, ich möchte dann immerhin eine dezente Farbe. Naja… Salsared – ja richtig, knallrot – tut es auch. Ist immerhin billiger als ein schöner Farbton. 😀
Wir waren gerade auf der Heimfahrt aus dem Urlaub. Frisch verlobt und voller Enthusiasmus für alles was in der Zukunft anstand und dann gab es da dieses absolut verführerische soziale Netzwerk namens Facebook. Eigentlich sollte man sich aus den Hundegruppen dort sowieso fern halten und erst recht aus Gruppen, in denen Bilder von kleinen Tekis sind. Kurz bevor wir den südlichsten Punkt Dänemarks erreichten, wo wir vor der Fährüberfahrt nochmal ausgiebig mit Raki spazieren gehen wollten, sah ich den Wurf zum ersten Mal. Erst schaute ich das Bild nur an und meinte: Guck mal, der schaut wie Raki als er noch ein Welpe war. Damit sollte es das eigentlich gewesen sein, doch dann las ich den Text zu dem Wurf. Mein Verlobter war sofort Feuer und Flamme und sofort ging das Texten mit der Züchterin los. Wir bekamen Videos, schauten uns im Internet alles an was man zu den Eltern finden konnte und schrieben dauerhaft. Wir waren beide ganz angetan. Dieses Mal war es auch egal, wie sehr unsere Familien an unseren gesunden Menschenverstand appellierten doch bitte nicht noch einen Hund aufzunehmen. Wir seien doch so schon nur unterwegs. Naja… es macht uns halt Spaß unsere Urlaubsplanung nach den Hunden zu richten. Wie soll ein normaler Hundehalter oder ein Nichthundehalter das auch bloß verstehen?
Schnell war ein Termin gefunden an dem wir uns Teki – damals noch Jay Jay – anschauen würden. Als wir in Potsdam in das Auto stiegen, war absolut nicht klar, ob wir zu dritt oder zu viert zurückfahren würden. Ich bin ehrlich: Ich wusste es nicht mal, als wir Teki dann kennenlernten. Mein Verlobter aber hatte sich in den kleinen Racker sofort verliebt. Die beiden waren von der ersten Sekunde an wie Pech und Schwefel. Und so ging es zu viert zurück nach Hause.

* Die Anschaffung sollte tatsächlich durchdacht sein. Auch wir saßen noch mehrfach mit dem Taschenrechner rum und haben unsere Möglichkeiten ausgelotet.

Der Australian Shepherd Welpe stellt unser Leben auf den Kopf

Bis dato kannten wir Australian Shepherds aus Arbeitslinien nur von Züchtern und vielen Videos und Bildern. Raki war schon immer etwas mehr „Aussie“ als viele andere, die wir kannten. Verglichen mit Teki, ist Raki aber wirklich nichts an Herausforderung gewesen. Teki hatte schon immer seinen eigenen Kopf. Er war bereits als Welpe so unfassbar zielstrebig und kreativ, wie wir es uns nur erträumen konnten. Genau das, was wir gesucht hatten. Er lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen, ist ernsthaft und ein totaler Kobold, selbstständig und verkuschelt und vor allem absolut verrückt. Wenn Teki etwas will, gibt es nicht so viel, was ihn davon abhalten kann. Das ist sowohl positiv als auch negativ, aber exakt was wir wollten. Er ist definitiv kein einfacher Hund und stellte unser Leben wirklich nochmal komplett auf den Kopf. Die erste Woche mit Raki war schon zum Verzweifeln, aber die ersten Monate mit Teki zum Wegrennen. Einen Schritt vor und gefühlt zehn zurück. So zumindest im Alltag. In der Arbeit hingegen, gibt es nur eins: Hoch, höher, Teki. Da geht der kleine Knirps total auf. Wir wussten vorher schon, dass Teki nicht dazu taugt ein entspannter Familienbegleiter zu werden und das wollten wir auch gar nicht, aber es dann live zu erleben, wie anstrengend und anspruchsvoll ein Arbeitshund sein kann, ist nochmal etwas ganz anderes. Unser Leben ist alles andere als einfacher geworden durch Tekis Einzug. Vermutlich ist es sogar anstrengender und der Spruch „Ob nun ein Hund oder zwei, das macht keinen Unterschied“ stimmt absolut gar nicht. Zumindest nicht, wenn man einen Hund hat, der keinen Wert auf Artgenossen legt und einen, der am liebsten Dauerbespaßung wünscht und das Wort Ruhe über einen laaaaaangen Zeitraum erlernen muss.

Ein Jahr mit Teki. Resümee

Verzweiflung, Wut, Ärger. Spaß, Liebe, Terrorkuscheln. Das Leben mit einem Hund, der gerne mehr als 100 Prozent gibt, ist nicht einfach. Ein Jahr ohne diesen Hund wäre aber sicherlich um einiges langweiliger gewesen. Ich weiß nun, dass ein Hund toll ist. Zwei Hunde aber sind viel toller und hey: Ein Aussie kommt eh nicht allein. Raki findet Teki noch immer doof, aber wenn niemand hinsieht, dann legt er sich gerne in Tekis Nähe und schaut was dieser macht. Wir sind nun zu viert und erleben alle Höhen und Tiefen gefühlt doppelt so sehr. Möhrensuppe ist unser liebstes Gericht geworden und wenn einer krank ist, bettelt der andere auch um Suppe. Wir leben mit zwei absoluten Knallköpfen zusammen und ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen.